Der Stadt Ravensburg hat der Ravensburger Maler Julius Herburger sowohl seinen schriftlichen als auch seinen künstlerischen Nachlass vermacht. Wer sich für die Kunst dieses Mannes interessiert, bekommt im Ravensburger Bruderhaus einen repräsentativen Überblick über Herburgers Werk.
Leben und Werk
Julius Herburger wurde am 25. Mai 1900 in Ravensburg geboren und ist hier am 2. September 1973 verstorben. Er ist einer jener Vertreter der „gebrochenen“ Biographien, hat zwei Weltkriege erlebt und er war Zeitzeuge eines Jahrhunderts des gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs.
Der Ravensburger Strumpffabrikant Eduard Kutter war es, der das zeichnerische Talent des jungen Julius erkannte und ihn finanziell unterstützte, um an der Akademie für Malerei in Stuttgart studieren zu können.
Herburger hatte er sich im Laufe seines Studiums der Stuttgarter Avantgarde angeschlossen und im Jahr 1928 sogar den Künstlerpreis der Stadt Stuttgart gewonnen.
Auf dem Höhepunkt seines frühen Erfolgs starb der Vater des Malers, und familiäre Gründe zwangen Julius Herburger, das Stuttgarter Leben gegen eine Rückkehr in die oberschwäbische Provinzstadt Ravensburg eintauschen. Privat ging es ihm allerdings gut. Herburger hatte sich in die aus dem Elsass stammende Maria Weinhardt verliebt. Die beiden führten während ihrer zehnjährigen Verlobungszeit (1928-1938) eine „Wochenendbeziehung“ und begleitend eine wunderbare Briefbeziehung
Im Zweiten Weltkrieg leistete Herburger seinen Kriegsdienst in Ulm und München bei einer Luftnachrichten-Abteilung ab. Körperlich blieb er unversehrt, politisch war er unauffällig, ja reserviert gegenüber dem Regime; dennoch hatte er künstlerisch keine Schwierigkeiten, weil sein Stil mit der herrschenden Kunstdoktrin verträglich schien.
Nach dem Krieg strebte Herburger erneut eine Rückkehr nach Stuttgart an, aber seine Bewerbung um eine Professur an der Stuttgarter Kunstakademie wurde nach längerem Zögern im Jahr 1949 abgelehnt, was ihn sehr betrübte.
So bemühte sich Herburger ab den 1950er Jahren um zahlreiche Wandbild-und Porträtaufträge, außerdem engagierte er sich seit 1952 als Jurymitglied der “Stuttgarter Sezession” und des Württembergischen Kunstvereins. Überdies war er seit der Gründung im Jahr 1946 auch ein wichtiges Mitglied in der Sezession Oberschwaben.
Zum 65. Geburtstag ehrte Ravensburg seinen Maler in der Städtischen Galerie Altes Theater mit einer großen Retrospektive.
1972, ein Jahr vor seinem Tod, bekam Julius Herburger das Bundesverdienstkreuz verliehen, eine späte Ehre für einen Künstler, der oft spröde und unnahbar wirkte, aber im Grunde hoch sensibel war.
Die Musik, die Zeitgenossen und die Bodenseelandschaft sind die drei zentralen Themen des Malers und Menschen Julius Herburgers.
Die Musik
Die Musik bot dem leidenschaftlichen Bratschisten Herburger und seiner Frau Maria Herburger-Weinhardt, Studienrätin und Pianistin, eine unerschöpfliche Kraftquelle.
So taucht die Musik im Werk des Künstlers häufiger auf, was auch folgendem Tagebucheintrag zu entnehmen ist:
„Im übrigen ist mir Musik ein Bedürfnis, was ja auch aus einigen meiner Bilder hervorgeht“ (undatiert, ca. 1960-65).
Der Malerkollege André Ficus schrieb über Herburgers Liebe zur Musik:
„Besonders gern verkehrte er mit musiksinnigen Menschen, ernsthaften Dilettanten, mit denen er sich zur Hausmusik zusammenfand.“ (Julius Herburger, Katalog Langenargen, 1990, S. 102)
Auch Hans Wehe, der in jungen Jahren noch mit Herburger musiziert hatte, bestätigt diese Leidenschaft des Malers, bezeichnet die Musik allerdings eher als „unglückliche Liebe“ und ergänzte im Gespräch „aber während der gemeinsamen Stunden mit seinen Musikerfreunden konnte er dermaßen witzig sein.“ (Hans Wehe im Gespräch mit mit Andrea Dreher, November 2016)
Die Zeitgenossen
Herburger traf sich in frühen Jahren regelmäßig mit Freunden im Ravensburger Café Krafft. Später trat er als Ritter Dür(r)er der Schlaraffia® bei, einer weltweiten Vereinigung von Männern, die der Pflege von Kunst, Freundschaft und Humor verpflichtet sind.
Herburgers Beobachtungsgabe brachte ihn zu seiner spitzen Feder, famose Karikaturen entstanden im Laufe der Jahrzehnte, manche witzig, manche verbissen. Der Maler ließ fast niemanden aus, schon gar nicht den zeitgenössischen Kunstmarkt, von dem er sich zunehmend missverstanden fühlte.
Die Kunstsammlerin Ursula Zoller (1927-2017) war eine gute Bekannte des Malers Herburger. Regelmäßig trafen sie sich und besuchten Ausstellungen „Ich vergesse seine Zeichnungen nie, er hat so schöne Zeichnungen gemacht.“ „Besucht hat er mich nicht, ich ihn auch nicht, das hätte ich nicht gewagt, in seine Wohnung zu gehen, auch wegen seiner Frau.“ „Wir haben uns über die Kunst gut verstanden.“ (Ursula Zoller im Gespräch mit Andrea Dreher am 24.11.2016)
Die Landschaft
Julius Herburger hatte in den beginnenden 1930er Jahren die Landschaft entdeckt. Eine Künstlerfreundschaft mit dem seit 1935 in Langenargen lebenden Hans Purrmann hatte seine Liebe zur Landschaftsmalerei sicherlich noch unterstützt. Er liebte den Bodensee, er liebte die Ruhe in der Landschaft und er liebte Uferzonen.
Ich muß mir selber täglich in die Ohren schreien: “Male, wozu es dich treibt und nicht, was andere erwarten oder gar fordern!“ Man darf, wenn einem klar geworden ist, was man zu tun hat, auf nichts anderes hören; und man darf um keinen Preis denen nachgeben, die es angeblich besser wissen. Julius Herburger, April 1955 (Stadtarchiv RV, Nachlass Herburger Nr. 1)
Bulander Galerie im Haus Oberhofen
Danke an den Kulturkreis Eschach e.V.
Dank einer Leihgabe des Kulturkreises Eschach e.V. können im Haus Oberhofen zahlreiche Werke des Weißenauer Malers Walter Bulander (1937 -1995) ausgestellt werden.
Obwohl Walter Bulander in über 100 Ausstellungen sogar international bis in die USA und nach Japan vertreten war, blieb dem Autodidakt der große Durchbruch vor allem in der Heimat versagt. Als Sohn eines Restaurators war ihm das Handwerk und der sensible, ja oft auch penible Umgang mit Material und Inhalt seines Werkes in die Wiege gelegt. Während eines Studienaufenthaltes in den Restaurationslabors des Vatikans hat Bulander alte Maltechniken studiert und seine technischen Kenntnisse wesentlich verfeinert.
Inspiration fand er zum einen in seiner Tätigkeit als technischer Assistent des Astronomischen Instituts der Universität Tübingen zum anderen in einem tiefen Glauben. So schuf er kosmische Bilder und „Licht-Zyklen“ wie die beeindruckende Bilderreihe zum Sonnengesang des Franziskus von Assisi.
Virtuose Malkunst und hochwertige Materialien, ein besonderer Blick für die Farbe, geheimnisvolle Motive – die Bilder Walter Bulanders ziehen den Betrachter unweigerlich in ihren Bann.
Als freischaffender Künstler lebte Bulander in Weißenau. Seine Erfolge reichten gerade, ein auskömmliches Leben zu führen. Viel zu früh starb er mit 58 Jahren.
Wandeln Sie durch unser Haus Oberhofen und lassen sich von Walter Bulanders Bilder faszinieren.